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**Was Fuerteventura mit mir gemacht hat**

Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll – aber ich bin da.

Nicht irgendwo angekommen, sondern in mir.

Und das ist vielleicht das größte Geschenk, das mir Fuerteventura gemacht hat.


Und das alles –

passiert an einem Ort, den ich selbst kaum fassen kann.

Ich bin mitten in einer Hotelanlage gelandet,

in einem kleinen, abgelegenen Nichts,

wo jedes Haus gleich aussieht

und die Straßen sich im Kreis drehen.

Am Anfang bin ich nur gefahren und gefahren –

und dachte, sie hört nicht auf.

Ich habe mein eigenes Haus nicht gefunden.

Und trotzdem war genau das der Punkt, an dem ich gemerkt habe:

Ich bin angekommen – nicht, weil ich es erkenne, sondern weil ich aufhöre, zu suchen.


Diese Insel hat mich entkleidet – sanft, aber klar. Sie hat mir alles abgenommen, was ich nicht mehr bin. Nicht mit Gewalt, sondern mit Wind, mit Weite, mit Licht.


Der starke Wind hat in mir aufgeräumt – er hat meine Gedanken durchgepustet, meine Gefühle geordnet, mich geklärt, ohne dass ich es bewusst wollte.


Und dann waren da die Kakerlaken.

Sie kamen plötzlich, aber nicht zufällig.

Sie waren die Boten all dessen, was im Verborgenen lag – was nie ausgesprochen, nie gefühlt, nie angeschaut wurde.

Sie haben mir gezeigt, dass selbst das, was sich am dunkelsten anfühlt, gesehen werden will.

Mit ihnen kamen Erinnerungen zurück. Klar, schmerzhaft, aber auch heilsam.

Durch sie konnte ich mich erinnern – an alles. Und ich konnte endlich sehen, was war.


Ich fühle mich gerade…


glücklich, weil ich zum ersten Mal nichts festhalten muss.

zufrieden, weil ich niemandem mehr etwas erklären muss.

friedvoll, weil der Kampf vorbei ist.

traurig, weil ich gesehen habe, was nie echt war.

angespannt, weil alles so still geworden ist.

enttäuscht, weil manche mich nicht verstehen wollen.

überrascht, weil ich Dinge sehe, fühlen kann, die ich nie konnte.

neugierig, weil ich spüre: Da kommt noch etwas.


Ich bin all das – gleichzeitig.

Und zum ersten Mal fühlt sich das nicht widersprüchlich an.

Es fühlt sich vollständig an.


Fuerteventura hat mir gezeigt,

dass Freiheit nicht laut ist.

Sie ist still.

Sie ist einfach.

Sie ist ehrlich.


Und ich habe erkannt, dass in der Stille alles liegt.

Dass die Stille nicht wirklich still ist –

sondern lauter als jeder Lärm,

wenn man ihr wirklich zuhört.


Und jetzt?

Jetzt trage ich keinen Plan mehr.

Ich trage nur diesen einen Satz in mir:

„Ich bin genau da, wo ich sein soll – mit allem, was ich bin.“


Was mich am meisten überrascht hat:

Dass ich ganz allein war – und diese Einsamkeit genossen habe.

Ich dachte, Stille sei leer.

Aber in mir war sie laut –

weil ich aufgedeckt habe,

was so lange unter der Oberfläche lag.


Ich habe mich getraut, unter die Decke zu schauen.

Und dort habe ich so vieles entdeckt,

was ich niemals gefunden hätte,

wenn ich nicht in die Stille gegangen wäre.

Wenn ich nicht allein gewesen wäre.


Und wer hätte gedacht, dass ich mich sogar getraut habe, unter Pappis Todesdecke zu schauen…

Na ja – einer musste es ja tun.

Und was ich da gefunden habe?

Nicht nur Schmerz – sondern auch ein bisschen Staub, ein paar alte Geschichten,

und diesen seltsamen Humor, der einen lachen lässt,

obwohl man gerade fast weint.


Fuerteventura hat mir nicht nur geholfen, die Vergangenheit zu erkennen.

Fuerteventura hat mir den Weg nach Sintra gezeigt.



Sintra war schon vorher in meinem Feld – als Wort, als Ahnung, als innerer Ruf.

Und dann nahm ich plötzlich wahr, dass dieser Magnet mit der Aufschrift "Sintra" an meinem Kühlschrank klebte.

Ein stilles, aber so klares Zeichen.

Und da war sie wieder – die Erinnerung: Sintra, da war doch was.


Ich hatte schon vorher gespürt, dass ich dort etwas vollenden darf.

Dass ich mich dort an etwas erinnern werde –

etwas, das noch nicht erfüllt wurde.


Nicht, weil ich fliehen will –

sondern weil ich bereit bin, zu reisen.

Nicht weg von mir,

sondern noch tiefer in mich hinein.



„Ich bin genau da, wo ich sein soll – mit allem, was ich bin.“


Ich weiß nicht, wie es weitergeht.

Aber ich weiß, wie es sich anfühlen soll.

Und das reicht.


Vielleicht führt mich mein Weg nach Madeira.

Vielleicht bleibe ich noch hier.

Aber egal, wohin ich gehe –

ich nehme mich mit.


Und das ist alles, was ich brauche.




 
 
 

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